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Heiße Sache

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Fernwärme kostet mehr als andere Heizungsarten – doch sie gilt als ökologisch und zukunftsweisend

München/Fürstenfeldbruck – Die Zahlen wirken auf den ersten Blick wie handfeste Argumente gegen die Fernwärme: Mit keiner anderen Energieform ist das Heizen anscheinend so teuer. Das Beispiel München: 15 Euro und mehr pro Quadratmeter und Jahr weist ein Heizkostenvergleich der gemeinnützigen Firma C02-0nline für die Fernwärme bei größeren Mehrfamilienhäusern im Durchschnitt aus. Dem stehen knapp 13 Euro beim Heizen mit Erdgas gegenüber und gar weniger als zehn Euro beim Heizöl.

Gleichzeitig bemühen sich Energieversorger vielerorts, die Fernwärme weiter auszubauen. Die Stadtwerke München etwa investieren große Summen, und auch die Stadtwerke in Fürstenfeldbruck, wo es ebenfalls ein Fernwärmenetz gibt, wollen in Zukunft verstärkt auf die Technik setzen. Tun sie das etwa, um ihren Kunden möglichst viel Geld aus der Tasche zuziehen?

Die Antwort ist so uneindeutig wie umstritten. Immer wieder, treten Kritiker auf den Plan und weisen auf die hohen Preise hin, verbunden mit dem Vermerk, der Energieversorger, halte sich über die Fernwärme auch unliebsamen Wettbewerb vom Hals. Denn so viel ist klar: Hat sich ein Hausherr einmal für die Fernwärme entschieden, kann er nicht einfach den Anbieterwechseln, wie das etwa beim Gas geht –bei der Fernwärme kommt über unterirdische Leitungen heißes Wasser oder Dampf ins Haus, das stets vom selben Versorger stammt. Dazu ist der Hausherr abhängig. Schließlich hat er ja keine Heizungsanlage:

Dieser Nachteil ist aber auch einer der großen Vorteile der Fernwärme. Denn der Hausbesitzer muss eben gar nicht erst in eine Anlage investieren. Auch Kosten für Wartung und Erneuerung fallen nicht an. Ein kühler Rechner kann so schnell zu der Erkenntnis kommen, dass sich die Fernwärme lohnt. Nach, Anga­ben der Stadtwerke München setzten sie in den vergangenen zehn Jahren pro Jahr etwa 80 Megawatt mehr Fernwärme ab, was dem Bedarf von jährlich fast 14000 Wohnungen entspricht. Gerade viele Firmen entschieden sich für die Fernwärme. „Es gibt keinen eindrucks­volleren Beweis für die Wettbewerbsfähigkeit von Fernwärme“, heißt es von dem kommunalen Versorger. Kritiker wenden allerdings ein, dass der einfache Mieter ‚von den ersparten Investitionskos­ten nichts habe -er muss schlichtweg den Verbrauch teuer bezahlen.

Als ökologisch und zukunftsweisend gilt die Fernwärme trotzdem. Die Bun­desregierung fördert den Ausbau der Net­ze, wenn diese mit Wärme aus umwelt­freundlichen Anlagen mit Kraft-Wär­me-Kopplung gespeist werden: Kraftwer­ken also, bei denen die Abwärme aus der Stromerzeugung eben über die Fernwär­me zum Heizen verwendet wird. Das ist in München und Fürstenfeldbruck groß­teils der Fall, ebenso in Freising, wo die dortigen Stadtwerke gemeinsam mit Eon ein Fernwärmenetz betreiben.

Klimafreundlich: Fernwärme reduziert den C02-Ausstoß.

Ein weiteres Beispiel für den Ausbau in der Region gibt es in Bergkirchen im Landkreis Dachau, wo ein Gewerbege­biet mit dieser Energie versorgt werden soll. Was das alles der Umwelt bringen kann, haben die Stadtwerke München ex­emplarisch ausgerechnet: Um die Heizenergie aus Fernwärme in München zu er­setzen, wären 450 Millionen Liter Heizöl nötig -und bei deren Verbrennung wür­de mehr C02 freigesetzt, als der Straßenverkehr in der Landeshauptstadt erzeugt.

Michael Tibudd – SZ FFB vom 19.10.2010